Greina
«Nur die Poesie kann die Greina retten». Mit dieser Aussage setzte sich Bryan Cyril Thurston mit seinem künstlerischen Schaffen ab 1967 bis 1986 gegen den Bau eines Stausees in der Greina ein, einer damals weitgehend unbekannten, hochalpinen Landschaft zwischen der Bündner Surselva und dem Tessiner Bleniotal. Damals klang dieser Ausspruch in meinen Kinderohren schwärmerisch, abstrus und unrealistisch. Der Stausee wurde nicht gebaut, die Landschaft unter Schutzgestellt und die Gemeinden Vrin und Sumvitg erhalten aus dem Landschaftsrappen Entschädigungen. Doch wer glaubte damals an die Kraft der Poesie, an den «Nutzen ungenutzter Räume» (Aussage von Hans Weiss), an die Schönheit dieser Landschaft?
Heute spricht man von einer Energienotlage. Das Thema ist brandaktuell. Ist uns der Sinn für die Kraft der Poesie noch vertraut?
Das künstlerische Werk von Bryan Cyril Thurston (* 1933 in Leiston, Suffolk, GB, seit 1955 in der Schweiz) ist heute unter anderem in der Obhut der Grafischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek, 4’000 bis 5’000 Werke, davon eine grosse Anzahl, welche die Greina zeigen, sind dort archiviert. Bilder, die unzähligen Menschen, Berg- und Landschaftsliebenden, Menschen in den betroffenen Gemeinden, in Institutionen und in der Politik das Herz für diese abgeschiedene Berggegend geöffnet haben. Selbst die NOK (Nordostschweizer Kraftwerke, heute AXPO) reagierte mit einem eigenverantwortlichen Verzicht!
«GREINA» zeigt Bryan Cyril Thurston, einen Menschen der vor dem Unmöglichen nicht zurückschreckt, der voller Energie und Enthusiasmus an die Kraft der Kunst glaubt, der noch heute, in hohem Alter fragt, «who can turn skies back and begin again?» (Zitat aus der Oper «Peter Grimes» von Benjamin Britten). «GREINA» ist kein biografischer Film, sondern vielmehr eine Spurensuche und ein Zeitdokument, das für die heutige Zeit gemacht ist, dargestellt aus der Perspektive des Sohnes. Erzählt wird eine authentische Geschichte über eine eigenwillige Person, die ganz auf die Kraft des eigenen künstlerischen Werkes setzt. Es wird ein Mensch portraitiert, der zu seiner Haltung und ausschweifenden Art steht, auch wenn diese nicht dem Mainstream entspricht. Der Film zeigt, dass Kreativität in uns Menschen eine starke Ressource ist, die auch unverhoffte Wirkungen haben kann.
Im Film zu Wort kommen Beat Scherrer, Graphische Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek, Franco Vanzetti, der während 40 Jahren in der Greina Käse machte, Gabriela Seiler Weber, Kupferdruckerin, Hans Weiss, ehem. Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, der hinter den Kulissen Allianzen baute, Gion A. Caminada, der als junger Architekt im Gemeinderat von Vrin die Geschehnisse mitgestaltete und Noëmi Boggini Lerch, Schriftstellerin und aktuell Hirtin in der Greina. Beiträge aus der Zeit von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha
RTR und Schweizer Radio und Fernsehen SRF machen deutlich, wie die Greina allmählich zu einem nationalen Thema wurde.
Im Mittelpunkt des Films «GREINA» stehen aber die Kunst von Bryan Cyril Thurston und die Landschaft der Greina selbst. Sie zeigen, wie die Schönheit einer Landschaft und die Ausstrahlung von Kunstwerken uns berühren und als starke Kraft in der Welt wirken können.